Tarifbe­wegung 2021 gestartet

Die durch den Corona-Shutdown unterbrochene Tarifrunde für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ist wieder gestartet. Das Ziel: Beschäftigung sichern, Zukunft gestalten, Einkommen stärken.

Die Forderungen der Tarifkommissionen der IG Metall für die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie stehen: Beschäftigung sichern, Zukunft gestalten, Einkommen stärken – mit einem Volumen von 4 Prozent. Die Verhandlungen zwischen IG Metall und Arbeitgebern starten Mitte Dezember. 

Folgendes Forderungspaket haben die gewählten Mitglieder der Tarifkommissionen mit deutlicher Mehrheit beschlossen:

Forderungen kommen aus den Betrieben

Die Mitglieder der Tarifkommissionen der einzelnen Tarifgebiete in der Metall- und Elektroindustrie sind überwiegend Betriebsräte und IG Metall-Vertrauensleute aus den Betrieben. Ihre Forderungen haben sie zuvor mit den IG Metall-Mitgliedern in den Betrieben und auf Versammlungen diskutiert. Auch die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung der IG Metall flossen in die Diskussionen ein.

„Die IG Metall will die Beschäftigung sichern, Zukunft gestalten und die Entgelte stärken. Mit einer betrieblichen Option zur vorübergehenden Absenkung der Arbeitszeit können wir das Arbeitsvolumen gerecht verteilen und so Arbeitsplätze erhalten“, sagt Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. „Ein Teillohnausgleich ist dabei auch ein Gebot der Gerechtigkeit, denn die Beschäftigten haben durch Kurzarbeit schon große Einbußen erlitten und viel für die Bewältigung der Krise geleistet.“

Um die Kaufkraft auch während der Krise zu stärken, fordern die Kommissionen eine Erhöhung des Entgelts um vier Prozent innerhalb einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dieses Volumen soll auch dazu verwendet werden können, um den Beschäftigten in den Betrieben einen Teilentgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung zu finanzieren – etwa wenn der Betrieb mitten in der Transformation steckt, zum Beispiel beim Umstieg auf Elektroautos, und die Arbeit nicht für alle reicht. 


Arbeitgeber haben sich nicht an Vereinbarungen gehalten

In der Diskussion zu den Forderungsbeschlüssen machten sich viele Tarifkommissionsmitglieder für das Volumen von vier Prozent zur Stärkung der Einkommen stark. In der letzten Tarifrunde im Frühjahr hatte die IG Metall auf eine klare Zahl zu einer Lohnerhöhung zugunsten der Sicherung von Beschäftigung verzichtet. „Wir haben in der letzten Tarifrunde darauf vertraut, dass sich die Arbeitgeber korrekt verhalten und Arbeitsplätze sichern.

Mittlerweile ist angekommen, dass viele sich daran nicht gehalten haben. Das waren nur warme Worte, für die wir uns nichts kaufen können“, kritisiert etwa Halit Efetürk, Betriebsratsvorsitzender des Autozulieferers Fondium in Mettmann und Tarifkommissionsmitglied in Nordrhein-Westfalen. „Wenn Arbeitgeber nicht im großen Stil Personal abgebaut haben, dann haben sie zumindest die Abgänge nicht kompensiert und dadurch schleichenden Personalabbau betrieben.“ Für ihn ist klar: „Wir sollten bei der Entgeltforderung trotz Krise nicht zurückhaltend sein, denn die Arbeitgeber honorieren das nicht.“


Arbeit der Zukunft sichern

So wollen die Tarifkommissionen Arbeitsplätze sichern – jetzt und für die Zukunft: In Zukunftstarifverträgen in den Betrieben setzt die IG Metall Investitionen in die Arbeit der Zukunft am Standort durch – in neue Produkte, Technologie und in die nötige Qualifizierung für die Beschäftigten. Um den Wandel durch Digitalisierung und den Umstieg vom Verbrenner auf Elektroautos zu überbrücken, sind besonders in der Metall- und Elektroindustrie neue Modelle zur Beschäftigungssicherung durch Absenkung von Arbeitszeiten gefragt.

Die bisherigen Regelungen in den Tarifverträgen zur Beschäftigungssicherung ermöglichen Arbeitszeitabsenkungen um bis zu 20 Prozent für maximal ein halbes Jahr. Als längerfristige Lösung schlägt die IG Metall etwa eine 4-Tage-Woche vor – mit Teillohnausgleich für die Beschäftigten. Ein Tag in der Woche würde dann beispielsweise für die Qualifizierung der Beschäftigten frei.

Die Tarifkommissionen fordern in ihrem Beschluss Regelungen zur Verbesserung der Ausbildung und des dualen Studiums – insbesondere die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten, auch der dual Studierenden. Bislang gelten die Tarifverträge für Auszubildende in der Regel nicht für dual Studierende. Die IG Metall will das ändern. 


Verhandlungsauftakt Mitte Dezember

Darüber hinaus verlangen die Tarifkommissionen verlangen von den Arbeitgebern eine schrittweise Anpassung, um die ostdeutschen Beschäftigten endlich gleichzustellen – das betrifft vor allem die Arbeitszeit. 30 Jahre nach der Einheit sollen die Arbeitszeiten in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie endlich an den Westen angeglichen werden. Derzeit arbeiten die ostdeutschen Beschäftigten immer noch tariflich 38 Stunden in der Woche – während im Westen die 35-Stunden-Woche gilt.

Mit ihren Beschlüssen folgen die Tarifkommissionen im Wesentlichen der Forderungsempfehlung des IG Metall-Vorstands am 9. November. Darin hatte der Vorstand die bisherigen Diskussionen in den Betrieben und Tarifkommissionen zusammengefasst. 

Am 26. November wird der Vorstand der IG Metall die endgültige Tarifforderung an die Arbeitgeber verabschieden. Die Verhandlungen in den einzelnen Tarifgebieten starten Mitte Dezember. Die Entgelttarifverträge laufen zum 31. Dezember aus, die Friedenspflicht endet am 1. März 2021 um 24 Uhr.